ausmeinersicht
Persönliche Webseite von Johann W. Schregenberger


Vermutungen überprüfen

Einträge Februar 2020 und November 2024


Wie stark gestützt sind die bisherigen Vermutungen über die Geschichte, vor allem über
die Herkunft unseres Geschlechtes?  Hier werden spezifische Argumente aufgeführt,
die für oder gegen diese Vermutungsn sprechen.

Furtenbach zu Schregenberg-Bezug
Zu diesem Bezug gibt es zwei Vermutungen:
a) Schregenberger als Name eines Furtenbach'schen Dienstmannes in Düns
b) Schregenberger als Name eines illegitimen Furtenbach

zu a)
Elmar Schallert schrieb Otmar am 7.11.1971: "Gegen die von Ihnen mehrfach
aufgeführte Überlieferung, der erste Schregenberger in Düns sei Jagdaufseher dort
gewesen, muss ich schwere Bedenken anmelden, wenn ich auch die Quelle nicht kenne:
Einmal im Hinblick auf die mündliche Tradition, die in diesem Fall bis in die Mitte des
17. Jahrhunderts zurückreichen soll...? Zum zweiten ist das Gebiet der Gemeinde Düns
so klein, dass es jagdlich vollkommen bedeutungslos ist."
Anmerkung: Bedeutungslos? Wie mir Annelies Gantner-Dünser sagte - ihr Vater
Albert Dünser war lange Jahre Jagdaufseher in
Düns –  wird das Jagdgebiet Düns von
Unterländern auch heute noch geschätzt.

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken:
- erst ab ca. 1730 stehen Schregenberger als Besitzer des alten Hausteils von Düns
  Haus 28 fest. Wir wissen nicht, wer zwischen 1505 und 1730 darin lebte, nur dass der
  westliche Hausteil um 1706/1707 errichtet wurde
- da in den Matriken von Schnifis schon vor 1625 Sterenberger-Personen nachweisbar
  sind, kann der von Julius als möglich erachtete Zuzug eines Furtenbach um 1670
  (nach dem Brand ihres Nofelser Ansitzes Schregenberg
[1], S. 41-44) unsere Herkunft
  nicht erklären

zu b)
Auf Otmar's Frage vom 17.07.1967 antwortete Nebinger: "Die Abstammung von den
Furtenbach will ich nicht ausschliessen " (...) " Immerhin wäre es möglich, dass
Zacharias v. F. (....) geb. etwa 1586/87, Heirat 1619, einen unehelichen Sohn gehabt
haben könnte, der dann den Namen der väterlichen Besitzung Schregenberg getragen
haben könnte".
Schon 1957 habe ich die Geschlechterfolge der Furtenbach [2],  S. 333-347 nach
potentiellen Grossvätern von Andreas Schregenberger (1625 – 1704) durchsucht.
Sein Vater Hans ist wohl zwischen 1580 und 1605 geboren worden. In dieser Zeitspanne
gab es nebst dem von Nebinger erwähnten Zacharias fünf weitere Feldkirchner
Furtenbach-Männer im Alter von 32 bis 52 Jahren. Illegitimer Nachwuchs in den
Furtenbach-Familien könnte aber auch von anderen Vätern stammen.

Schregenberg-Bezug
Schregenberger kann als Herkunftsname aufgefasst werden. Der Bezug zum Toponym
Schregenberg bei Nofels ist zwar plausibel, aber nicht zwingend, da (nach [3], S. 85 ff.)
Herkunftsnamen über die Jahrhunderte ausgesprochen instabil waren.
In diesem Zusammenhang ist zu bedenken:
- in der uns bekannten Nofelser Geschichtsschreibung ( [1], S. 96 ff., Unsere Familien-
  und Hausnamen,
sowie [4]) kommen keine Schregenberger-Familien vor
- Nofels umfasste um 1700 bloss 24 Häuser ([4], S. 53)
- Nofels gehörte bis 1485 zur Grafschaft Schellenberg [5]

Vonbrül-Bezug
Im Brief vom 7.11.1971 an Otmar schrieb Elmar Schallert: "Die in der schatzmannschen
Heimatkunde  erwähnte Sage vom Schregenberger Sepp hilft uns ebenfalls keinen
Schritt weiter. Abgesehen von der sagenhaften Überlieferung ist eindeutig vermerkt,
der Name des Mannes laute richtig Josef Vonbrül (ein heute noch existierendes
Vorarlberger Geschlecht). Schregenberger war in diesem Fall nur sein Hausname
(Sippenname oder Vulgoname), der allerorten in ländlichen Gegenden zur
Unterscheidung gleichnamiger Familien verwendet wird. In unserem Beispiel verhält es
sich so: Eine der ortsansässigen Familien Vonbrül wohnte am Schregenberg und wurde
deshalb mit dem lokalen Attribut bedacht. Ein verwandtschaftlicher Zusammenhang zu
einer Schregenberger-Familie wäre nur rein zufällig möglich."
Den Vonbrül-Bezug finde ich dennoch weiter prüfenswert. Es könnte ein mit dem
Schregenberg verbundener Vonbrül den Vulgonamen Schregenberger ja auch erst im
Jagdberggebiet als Familiennamen gewählt haben, um sich von bereits dort
wohnenden Vonbrül zu unterscheiden.
Dazu folgendes:
- Wir wissen nicht, wie alt die Sage vom Josef Vonbrül alias Schregenbergers Sepp ist
  und von wem Schatzmann [1] sie erfahren hat.
- die Sage erscheint nicht in den Standardwerken [6] und [7]
- in [1] finden wir unter Unsere Familien- und Hausnamen auf S. 100: "Vonbrül,
  Vonbrühl, vom oder von Brüel, Brüel; von einer Flurbezeichnung, wie die älteste
  Schreibweise dieses Namens andeutet. Die vorigen zwei Jahrhunderte in Nofels stark
  verbreitet. Heute lebt hier ein letzter Träger dieses Namens. 1692 "von Briel" in Nofels."
  Auf S. 105 wird unter den "vielen reinen Walsernamen" in Nofels und Umgebung auch
  "Vonbrül" aufgeführt. Ist Vonbrül ein Walsername? Er erscheint weder in [11], [12]
  noch in [13]
- der von Franz Rauch, Schlins, erstellte Stammbaum der Vonbrül reicht bis 1700 zurück.
  Markante Vonbrül-Persönlichkeiten (in diversen Schreibweisen, siehe oben) sind im
  Walgau seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar
- nach [14] gab es 1770 in Düns und Satteins je eine, in Schnifis drei Vonbrül-Familien.

Stift Einsiedeln-Bezug
Die Probstei St. Gerold, als eine Aussenstation des Stiftes Einsiedeln, betreut seit dem
frühen Mittelalter die Pfarrei Schnifis, welche früher auch Düns und Dünserberg
umfasste [8], [9], [10]. Die Probstei betrieb in Schnifis einen grossen Hof. Ihre
Gotteshausleute lebten über den ganzen Walgau verstreut. Um Elmar Schallert's
Vermutung zu überprüfen wollte ich wissen, ob in den im Klosterarchiv Einsiedeln
(KAE) liegenden Archivalien von St. Gerold ein Schregenberger ( incl. Sterenberger, mit
Schreibvrianten) oder ein Vonbrül auftritt. Für diese ausgedehnte Spurensuche konnte
ich glücklicherweise den Einsiedler Stiftsarchivar Pater Gregor Jäggi gewinnen.
Pater Gregor hat 2019 über 2000 Dokumentenseiten – primär Urbare wie jenes von
1514 – durchgesehen. Wie anspruchsvoll die Recherche in diesen Dokumenten ist,
zeigt auch Simone Berchtolds Transkription und Kommentar des ZInsrodel von
St. Gerold 1501 [16].  Pater Gregor fand in den durchgesehenen Archivalien leider keine
Schregenberger, aber mehrere Vonbrül. Es ist daher unwahrscheinlich, dass irgend ein
Schregenberger/Sterenberger eine engere Beziehung zur Probstei St. Gerold hatte.

 





Urbarium der
Probstei St. Gerold
Anno 1514





Walser-Bezug

Nicht Düns, sondern Dünserberg ist eine Walsersiedlung. Bergmann vermerkt in [11],
S. 46: " Die Dünser nannten und nennen noch die Bewohner des höher gelegenen
Gebirgsabhanges, d.i. die Dünserberger, gemeiniglich die Berger geheissen, in ihrem
Besserdünkel spottweise W a l s e r." In der bisher gesichteten Literatur über die Walser
im Vorarlberg [11], [12], [15] wie auch in der schweizerischen Walser-Literatur bin ich
bisher keinem Schregenberger begegnet. Grabherr weist in [15] 1891, S. 25
aber darauf hin, dass "manche einwandernde Walliser ihren Geschlechtsnamen erst im
neuen Lande empfiengen und annahmen".


Einwanderung von irgendwoher
?
1. als Schrägenberger
Mein Sohn Hans-Christof entdeckte 2018 einen Schrägenberger im Bundesland
Rheinland-Pfalz: In den Kirchenbüchern der Gemeinde Oberotterbach erscheint ein
N. Schrägenberger
aus Näckershausen (heute Edingen-Neckarhausen im Bundesland
Baden-Württenberg) als Vater einer illegitimen Tochter Christina, die am 15.2.1754
verstarb. Ihre Mutter war Juliana Midle, Calvinistin, aus Niederhorbach (Rheinland-Pfalz).

2. als Schreckenberger
Cousin Martin ist 2019 beim Stöbern im USA Federal Register [17] auf eine uns
unbekannte Cecelia Schefer Schregenberger von Hemsbach, Baden/Germany gestossen
[18]. Sie steht (Seite 616) auf einer Liste (ab Seite 596) von "Nationals of a designated
enemy country" des ehemaligen Office of Alien Property [19]. Hemsbach liegt 20 km
NE Mannheim. Im Telefonbuch findet man dort zwar keine Schregenberger, aber ganz
automatisch einen Martin Schreckenberger. [20] zeigt die Konzentration von
Schreckenberger-Familien im Raum Mannheim. War der von Hans-Christof entdeckte
N. Schrägenberger
aus Näckershausen eventuell ein Schreckenberger ? Oberotterbach
(50 km SW Mannheim), Niederhorbach (45 km SW) und Edingen-Neckarhausen
(5 km SE Mannheim) liegen nahe beieinander.
In ihrer "Vorfahrengeschichte der Familie Heinz Schreckenberg..." [21] weist Edith
Schreckenberg auf verschiedene Varianten des Namens hin: Schreckenberg,
Schreckenberger, Schröckenberg.  Der früheste von ihr dokumentierte Schreckenberger
wurde zwischen 1550 und 1560 in Weiberg geboren. Die Autorin
vermutet ein
"sprachgeschichtliches Verschmelzen von Schrick und Berger zu Schreck(en)ber(ger)".

Edith Schreckenberg ist im Februar 2020 verstorben, sodass ich diese Spur nicht weiter
verfolgte.
3. als Sterenberger
Hiezu siehe Neue Erkenntnisse


Literatur und Links auf dieser Seite

[1]  Schatzmann, F. A. (1928) Heimatkunde der Altgemeinde Altenstadt.
      Nofels: Selbstverlag des Verfassers
[2]  Kammerer, J., Nebinger, G. (1955): Die schwäbischen Patriziergeschlechter
       Eberz und Furtenbach
. Neustadt a. d. Aisch: Verlag Degener
[3]  Kunze, K. (2004) dtv Atlas Namenkunde. München: dtv
[4]  Fiel, K. (1987) Nofels – Geschichte eines Dorfes. Nofels: Selbstverlag des Verfassers
[5]  Tschaikner, M. (2014) Die Erwerbung der Schellenberger Orte Tisis, Tosters, Nofels
       und Bangs durch Österreich (1485)
.
       Bregenz: Vorarlberger Landesmuseumsverein, Jahrbuch 2014
[6]  Vonbun, F. J. (1858) Die Sagen Vorarlbergs. Innsbruck: Universität
[7]  Beitl, R. (1953/1982) Im Sagenwald. Neue Sagen aus Vorarlberg.
       Bregenz: Franz-Michael-Felder-Verein
[8]  Grabherr, J. (1897) Die reichsfreie Herrschaft St. Gerold.
      Bregenz: Vorarlberger Museumsberichte
[9]  Ringholz, O. (Pater O.S.B.) (1904) Geschichte des fürstlichen Benediktinerstiftes
       Einsiedeln
. I. Band. Einsiedeln: Benziger Verlag
[10] Henggeler, R. (Pater  OSB) (1961) Geschichte der stifteinsiedlischen Propstei
        St Gerold.
In: Montfort 1961. Bregenz: Vorarlberger Landesarchiv
[11] Bergmann, J. (1844) Untersuchungen über die freien Walliser oder Walser
       in Graubünden und Vorarlberg.
[12] Zösmair, J. (1893) Die Ansiedlungen der Walser in der Herrschaft Feldkirch 
        1300 – 1450.
Bregenz: Vorarlberger Landesmuseumsverein
[13] Familiennamenbuch der Schweiz
[14] Tschaikner, M., Statistische Angaben zu den Gemeinden des Gerichts Jagdberg
        aus dem Jahr 1770.
In: Niederstätter, A., Tschaikner, M. (2007) Das Gericht Jagdberg
       - Von der Einrichtung 1319 bis zur Aufhebung 1808.
 Nenzing: ELEMENTA Walgau
[15] Grabher, J. (1891 und 1892) Die Walser in Vorarlberg, besonders im grossen
        Walserthale.
In: Vorarlberger Volkskalender; 1891 (S. 18 – 38) und 1892 (S. 17 – 37)
    
    Dornbirn: Vorarlberger Verlagsanstalt
[16] Berchtold, S. (2002) Zinsrodel von St. Gerold 1501
        In: Montfort 2002. Bregenz: Vorarlberger Landesarchiv
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Federal_Register
[18] Ausgabe vom 23.01.1951:
        https://www.govinfo.gov/content/pkg/FR-1951-01-23/pdf/FR-1951-01-23.pdf
[19] https://en.wikipedia.org/wiki/Office_of_Alien_Property_Custodian
[20] http://wiki-de.genealogy.net/Schreckenberger_(Familienname)

[21] Schreckenberg, E. (2007) Zur Vorfahrengeschichte der Familie Heinz
        Schreckenberg (*1928) im Raum Westfalen, Rheinland, Ostholland, östliches
        Belgien.
Deutsches Familienarchiv, Band 149. Insingen: Verlag Degener & Co.